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Besetzung:
Stück:
„Martha: Hey, bitte, n' bisschen mehr Eis in meinen Drink, ja? Du tust mir nie Eis in den Drink.
Martha und George kommen angetrunken von einer Feier. Im heimischen Wohnzimmer entsteht ein heftiger Streit, der mit der Zeit immer aggressiver wird. Trotz der späten Stunde erscheinen noch Gäste: Nick und seine Frau Honey, die Martha und George auf der Party kennen gelernt haben. Die Besucher sind zunächst nur Zuschauer der gegenseitigen Beleidigungen ihrer Gastgeber, geraten jedoch bald in das Sperrfeuer des rhetorischen Kampfgebiets und werden schließlich sogar selbst angegriffen und in die hasserfüllte Eheschlacht einbezogen. Das psychische Elend der beiden Paare wird offenkundig, und nur mit Selbsttäuschung und Alkohol kann die bürgerliche Fassade mühsam gewahrt werden... Pressestimmen: Gießener Allgemeinen Zeitung Zerfleischungsschlacht im Zimmer Edward Albees Ehedrama »Wer hat Angst vor Virginia Woolf?« in Marburg Spätestens seit der Verfilmung 1966 mit Elizabeth Taylor und Richard Burton in den Hauptrollen zählt Edward Albees Stück »Wer hat Angst vor Virginia Woolf?« zu den bekanntesten Ehedramen auf den Bühnen der Theaterwelt. Auch das Hessische Landestheater Marburg konnte der Versuchung nicht widerstehen, diese publikumswirksame Zerfleischungsschlacht zweier Paare am Vorabend zum ersten Advent auf ihren Spielplan zu heben – kracht es ja bekanntlich an Feiertagen besonders gern in den Familien. Auch George und Martha kommen an diesem Abend angeheitert von einer Party, die Marthas Übervater, der College-Direktor, ausgerichtet hat. Und weil Dad es so wollte, hat Martha das junge Pärchen Nick und seine Süße noch auf einen Drink zu sich eingeladen. Mit viel Dampf beginnt diese gnadenlose Abrechnung mit den Verlogenheiten des Lebens, bei der Gastregisseur Karl Georg Kayser vor der Pause allzu sehr auf die Tube drückt. Hier wird geschrien, gesoffen und gedemütigt, was das Zeug hält. Dabei entwickelt das Vier-Personen-Stück gerade in den Momenten des Innehaltens, des Bruches, des Nachdenkens und Reflektierens seine Stärke. Das gelingt den Protagonisten an diesem Premierenabend aber erst im zweiten Teil besonders eindringlich. Hier hat Uta Eisold ihre intensivsten Minuten, wenn sie sich unter dem Tisch verkriecht wie ein kleines Mädchen, das Angst vor dem Verlassensein hat. Ihre Martha wirkt ansonsten arg überdreht und hysterisch, will sich partout amüsieren – und ist doch schon längst eine am Leben gescheiterte Frau. Peter Radestock setzt als angegrauter Geschichtsprofessor viel selbstverordnete Ruhe und Zynismus gegen die Hyperaktivität seiner gefrusteten Gattin. Aber er ist es eigentlich, der mit der Intelligenz seiner Wortverdrehungen zu immer neuen gemeinen Spielchen herausfordert, auf die die Gäste – erst peinlich berührt – dann doch nach und nach eingehen. Peter Meyer nimmt dem Karrieristen Nick nicht seine Würde, obwohl dieser sich – von allen Seiten provoziert – offensichtlich über die Gastgeberin hermacht. Geradezu hilflos ist sein Verhalten gegenüber seiner jungen Frau, die er nur Süße nennt und die Franziska Knetsch fast schon mitleidserregend verkörpert. Der häufigste Satz dieses Abends, in verschiedenen Variationen versteht sich, lautet: »Wollen Sie noch was zu trinken?« Folgerichtig hat Ausstatter Eberhard Matthies das kräftig rot und blau gestrichene Zimmer mit allerlei herumstehenden Flaschen, Büchern und Platten versehen und einem großen amerikanischen Kühlschrank, der für Nachschub sorgt. Der Stoff geht nicht aus, genauso wenig wie die Erniedrigungen und Verletzungen in diesem kräftezehrenden Kleinkrieg der Ehepaare. Marion Schwarzmann Marburger Forum 3.12.2007 Edward Albee: Wer hat Angst vor Virginia Woolf? Premiere Hessisches Landestheater
1. Dezember 2007, TASCH 1 Tanja v. Werner Oberhessische Presse
Eine ginverseuchte Furie steht am Abgrund ihrer Ehe Marburg. Mit Edward Albees „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ bereichert das Landestheater Marburg seinen Spielplan um ein weiteres Beziehungsdrama. von Carsten Beckmann.
Das Personal der Inszenierung Karl Georg Kaysers ist mit einer Ausnahme das gleiche wie bereits in Yasmina Rezas „Gott des Gemetzels“: Peter Radestock fällt in „Virgina Woolf“ der männliche Part der Ehehölle zu, in der Uta Eisold das Feuer schürt. Doch während in dem französischen Bildungsbürger-Kammerspiel der Sarkozy-Biografin Reza die Rollen noch weitgehend ausbalanciert waren, gerät die Marburger Fassung von „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ zu einer ausschließlich auf die Rolle der Martha zugeschnittenen Produktion.
Marburger Neue Zeitung
Lust ist Qual, Liebe ist Schmerz Marburg. „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ haben am Samstag die Akteure des Hessischen Landestheaters zur Premiere gefragt. Das gleichnamige Stück von Edward Albee ist ein Klassiker des amerikanischen Theaters und ein Parforceritt durch eine Nacht und einen Ehekrieg, bei dem es irgendwann heißt: „Jetzt ist alles erlaubt“. Es ist schon spät, als Martha und George von einer Party kommen. Die beiden sind angeheitert, aber schnell wird deutlich: heiter gestaltet sich der Rest dieser Nacht sicher nicht. Die Zuschauer werden Zeuge eines erbitterten Kampfes, ebenso wie Nick und „Süße“, ein jüngeres Paar, das Martha noch nach Hause eingeladen hat. Ein Paar, das sich ebenfalls bereits in Lebenslügen verfangen hat. Nicht umsonst ist ein Punching-Ball einer der wenigen Gegenstände, die Eberhard Matthies dem Interieur – für ein Professorenehepaar in der amerikanischen Provinz seltsam grell und provisorisch – zugesteht: dieses Wohnzimmer ist eine Arena. Martha und George traktieren sich mit Demütigungen und Provokationen und können Nähe nur noch über dieses perfide Spiel zulassen. Lust ist Qual, Liebe ist Schmerz. „Die Figuren fürchten die Stille, die Einsamkeit“, so Karl Georg Kayser, der das Stück als Gast inszeniert hat. Gerade dort gelingt es den Schauspielern, zu berühren: in der Stille. Wenn einer taumelt, wenn eine Runde beendet ist, wenn Raum ist für Subtiles, verdichtet sich die Atmosphäre. Ansonsten ist es vor allem Uta Eisold als Martha, die die Bühne dominiert. So druckvoll und präsent, wie sie von Beginn an agiert, hat sie kaum Chancen, sich im Lauf des Stücks zu steigern. Sie verteilt ihre Schläge auf die Dauer mit allzu viel Stimmgewalt. Die Farbe Rot ist Programm Dass das Rot in der Farbgebung des Bühnenbilds überwiegt, scheint Programm zu sein: meist ist es Martha, die das Feuer in diesem Kampf immer wieder aufs Neue schürt. Und irgendwann heißt es dann: „diesmal spielen wir bis zum Tod“. „Getötet“ wird der Sohn, der nur in der Einbildung der beiden existiert und damit ihre Lebenslüge. „Er streckte jedem von uns die Hand hin und hielt uns auch auseinander“, sagt Martha und offenbart auch hier wieder das zwanghafte Spiel von Anziehung und Abstoßung. Und obwohl sie glaubt, sie sei diejenige, die „mehr Kraft“ habe, ist es George, der die Kraft aufbringt, die Illusion zu zerstören und damit einen Neuanfang zu ermöglichen. Kraftvoll, aber nuanciert gibt Peter Radestock Georges Frustration und deren Ausbrüche. Dabei wirkt er angesichts der Konstellation der Figuren und dem Spiel von Uta Eisold blasser. Peter Meyer und Franziska Knetsch haben mit den Rollen von Nick und Süße die eher undankbare Aufgabe, zunächst Randfiguren zu sein und erst allmählich einbezogen zu werden und damit profilierter agieren zu können. Das Publikum honorierte die Leistung des Ensembles bei der Premiere am Samstagabend im Theater am Schwanhof mit einem Applaus, der lange, aber nicht überschwänglich war. „Spannend“ und „unterhaltsam“ urteilten einige Premierengäste und lobten vor allem das Schauspiel der Akteure. |
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